Dr. des. Stephanie Zloch

Teilprojekt Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds

Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds ist unter mehreren Gesichtspunkten bemerkenswert: die kleinste der sieben Partnerorganisationen war zugleich die erste, die mit den Zahlungen an die ehemaligen Zwangsarbeiter begann. Im Vergleich zu den anderen Partnerorganisationen spät gegründet (1997), zeichnete sie sich schon gleich durch eine sehr gute internationale Vernetzung aus.
Ebenso dynamisch verlief der gesellschaftliche Umgang mit der Zwangsarbeit in Tschechien: Nachdem das Thema lange Zeit nur eine marginale Rolle gespielt hatte, verstärkte sich seit dem Jahr 2000 das tschechische öffentliche Interesse daran massiv. Der Zukunftsfonds nahm über seine Mitarbeiter in herausgehobener Funktion an den vergangenheitspolitischen Diskursen teil. Dies war eine Konsequenz der dringlich gestiegenen Nachfrage nach Expertenwissen. Viele Verfügungen und Definitionen aus dem Bundesgesetz zur Errichtung der Stiftung EVZ erforderten erst eine konkrete historische Urteilsfindung.
Der tschechische Fall ist damit ein eindrucksvoller Beleg dafür, dass es sich beim Auszahlungsprozess keineswegs bloß um den formalen Vollzug zuvor beschlossener Regelungen handelte, sondern dass sich in Mittel- und Osteuropa vermittelt durch die Zwangsarbeiterfrage neue Deutungen des Zweiten Weltkriegs Bahn brachen.